Da ich selbst sehr lange das Web nach nützlichen Klassenarbeiten zum Thema "Leben des Galilei" gesucht habe, gibt es an dieser Stelle eine Beispiellösung. Die Aufgabenstellung der Klassenarbeit wurde wie unten beschrieben gestellt, und befasst sich mit Bild 3 aus dem Buch.
Beispiel I - II Arbeitsauftrag
Arbeitsanweisung
Szene 3 (S.31m - S.35o)
1. Ordnen Sie den Szenenausschnitt in den Gesamtzusammenhang des Dramas ein
2. Analysieren und interpretieren Sie das Gespräch zwischen Sagerdo und Galilei, indem sie einerseits auf Sagredos verschiedenen Befürchtungen, Einwände und Sorgen eingehen, und andererseits Galileis neue Ansichten, Erkenntnisse und Folgerungen, die er gegenüber Sagredo äußert, verdeutlichen.
(Basissatz)
Das Schauspiel „Leben des Galilei“ von Bertolt Brecht handelt von dem italienischen Mathematiker und Physiker Galileo Galilei, der versucht, das kopernikanische Weltbild, in der die Sonne Mittelpunkt des Universums ist, in einer Welt durchzusetzen, in der die Kirche alle Lehren, welche sich gegen das aristotelische Weltbild richten, verbietet.
(Inhaltsangabe)
Im Jahr 1609 lebt Galilei zusammen mit seiner Tochter Virginia, seiner Haushälterin Frau Sarti und deren Sohn Andrea in Padua, in der Republik Venedig. Um seine Rechnungen zu begleichen, ist er trotz seiner Forschungsarbeit weiterhin auf Privatschüler angewiesen. Sein Hauptaugenmerk liegt jedoch im jungen und wissensformbaren Andrea, dem er mit anschaulichen Beispielen neue wissenschaftliche Erkenntnisse beibringt. Er ist jedoch von Galilei angehalten, diese weiterhin für sich zu behalten, solange diese Hypothesen noch nicht veröffentlich sind. Durch Erzählungen seines neuen Schülers Ludovico preist er das eigentlich in Holland erfundene Fernrohr dem Kurator im großen Arsenal von Venedig als die Frucht seiner eigenen Forschung an, um so die kurz zuvor abgelehnte Gehaltserhöhung doch noch zu erreichen. Mithilfe des Fernrohrs gelingen Galilei und seinem Freund Sagredo bahnbrechende neue Erkenntnisse, die beweisen, dass zwischen Mond und Erde praktisch keine großen Unterschiede bestehen
(Arbeitsanweisung I)
Mithilfe des ihren erst seit kurzem zu Verfügung stehendem Fernrohrs machen sich Galilei und Sagredo daran den Sternenhimmel genauer zu untersuchen. Während Galilei voller Tatendrang und unerschöpflichem Willen neues zu entdecken getrieben wird, verhält sich Sagredo umso zurückhaltender und ängstlich. In Hinsicht auf mögliche neue Erkenntnisse, und der daraus folgenden Konsequenzen, verspürt er „Furcht“. Er ist sich dessen bewusst, dass was er durch das Fernrohr sieht, die Wahrheit ist, aber es noch „ein weiter Weg zu den Behauptungen des Kopernikus“, nachdem sich die Erde „um die Sonne dreht“, ist. Gegensätzlich dazu ist Galileo aufgebracht, wenn nicht sogar euphorisch. Er möchte seinen Freund Sagredo mitreißen und ihm seine neuste These, nachdem der Jupiter und dessen vier Monde ihre Position von einem auf den anderen Tag geändert haben, beweisen. Die bis dahin überlieferte Lehrmeinung, nach der alle Gestirne an Kristallschalen verankert sind, ist damit hinfällig. Giordano Bruno, der genau diese „vor nicht 10 Jahren“ äußerte, wurde dafür beim lebendigen Leib verbrannt. Galilei möchte durch „ausrechnen“ die genauen Verlaufsbahnen belegen
Trotz diesem Beleg und der dadurch „bewiesen[en]“ These ist Sagredo umso mehr erschüttert bei dem Gedanken, dass Galilei Recht haben könnte. Er „zitter[t]“ sogar, „es könnte die Wahrheit sein“. Weitblickend erkennt er die Gefahr, in die sich sein Freund mit dieser Aussage begibt, falls er dis „auf allen Märkten“ ausspricht, „dass die Erde ein Stern ist und nicht der Mittelpunkt des Universums“. Galileo hingegen kann den Missmut seines Freundes nicht verstehen. Nach jahrhundertelanger Zeit des Glaubens ist es endlich „bewiesen“, dass es sowas wie eine höhere Macht zumindest zwischen Erde und Himmel nicht gibt. Aufbrausend und nun nicht mehr zu bremsen sprudelt es aus ihm herraus, dass die „Wahrheit entdeckt sei“. Die Einwände und Sorgen Sagredos, mit Hinweis auf den Einfluss und nicht Macht der Kirche, der aus diesen Aussagen folgenden Konsequenzen, tut er mit zorniger Geste ab. Er lehrte das Ptolemäische System nur, da er „nicht hat beweisen können“. Dies sei jetzt anders. Er glaubt blind an die „Vernunft des Menschen“.
Die Vernunft ist für Sagredo jedoch keine primäre Eigenschaft des Menschen und er beteuert die Ablehnung jedes „vernünftigen Satzes“. Seine jahrelangen Erfahrungen mit dem Verhalten der Menschen auf belegbare Fakten hat ihn abgestumpft, überhaupt noch positive Reaktionen jeglicher Art auf zukunftsweisende Erkenntnisse seiner Mitmenschen zu hoffen. Er ermahnt daher Galilei nicht „ihre erbärmliche Schlauheit mit Vernunft [zu] verwechseln“ Für Galilei hingegen ist diese Aussage und der darin enthaltenen Botschaft, die Menschen würden sowie nicht glauben was sie sehen, „ganz falsch und eine Verleumdung“. Ihm ist bewusst, dass die allgemeine Schlauheit der Bevölkerung nicht mit Intelligenz gleichzusetzen ist, jedoch ihr handeln Ansätze von „Vernunft“ durchblicken lassen, und dass keiner „ihr auf […] Dauer widerstehen“ kann. Der Reiz eines belegbaren Beweises steht für ihn über allen ab streitbaren Fähigkeiten eines Menschen, da „das Denken […] zu den größten Vergnügen des menschlichen Rasse“ gehört. Nicht auf Sagredo hörend und getrieben vom Glauben an die Vernunft des Menschen, wird Galilei blind für Folgen seines Handels und des Verbreiten seiner neuen Lehren.
(Arbeitsanweisung II)
Galilei steht als Symbol des Fortschritts seiner Zeit im Gegensatz zum Einfluss der Kirche und dessen Auslegung der Bibel. Obwohl es eine offizielle Erklärung für das Verhalten der Gestirne, hinterfragt er diese stellt mit Beweisen den bisherigen Glauben in Frage. Mit seiner Art stellt er ein fortbildliches und zeitloses Verhalten an den Tag, der den Fortschritt der Menschheit durch „Hinterfragen und Beweisen“ vorangetrieben hat, wie viele vor ihm.
Beispiel III Arbeitsauftrag
Arbeitsanweisung
Erläutern Sie anhand des Dramas, ob Galilei sich nur hier den Ratschlägen seiner Freunde, bzw. den Aufforderungen seiner Gegner widersetzt, oder ob dies ein durchgängiger Charakterzug von ihm ist.
Im vorliegenden Textauszug (S.31m.-S.35o) ist festzustellen, dass Galilei in keiner Weise auf die gut gemeinten Ratschläge Sagredos eingeht. Vielmehr versucht er, seine eigene, engstirnige Meinung durchzusetzen und schenkt den Aufforderungen seines Freundes indes keinerlei Beachtung. Während des Gesprächs fordert Sagredo beispielsweise mehrfach von Galilei, dass dieser sich „beruhigen“ (S. 32u) soll und fragt weiterhin, ob er „wirklich nicht mehr [weiß], in was für eine Sache [er] kommt“ (S.33o), wenn die Entdeckungen wahr sind. Dies wird von Galilei trotzig abgetan. Auch der Hinweis Sagredos, dass „vor noch nicht zehn Jahren“ (S.33u) ein Mensch für genau dieselben Aussagen „verbrannt worden“ (S.33u) ist, wird von Galilei mit den Worten: „weil er nichts beweisen konnte“ (S.33u) akzeptanzlos gekontert.
Dieses verhalten Galileis, also der Charakterzug, sich Ratschlägen und Aufforderungen zu widersetzen, geht allerdings nicht nur aus dem vorliegenden Textauszug hervor, sondern bestimmt generell seine Handlungsweise.
Dies wird beispielsweise gleich zu Beginn des Buches deutlich, als der geniale Wissenschaftler den Hinweis seines Schülers Andrea, man müsse „den Milchmann bezahlen“ (S.7m), ignoriert. Auch die in dieser Analyse behandelte Konversation endet mit der begründeten Bitte Sagredos an Galilei, nicht nach Florenz zu gehen, welche widerspenstig mit der Aussage: „Wenn sie mich nehmen, gehe ich“ (S.39o) zurückgewiesen wird. Bei Ausbruch der Pest in Florenz widersetzt Galilei sich wiederum Virginia und Frau Sarti, welche ihn flehend bitten, er solle die Stadt verlassen. Zwar gibt er selber zu, dass die Pest „keine Kleinigkeit“ (S.52m) ist, jedoch kommt er der verzweifelten Aufforderung: „Komm sofort mit!“ (S.52u) von Frau Sarti nicht nach. Gegenüber dem kleinen Mönch, der im späteren Verlauf versucht, Galilei die Auswirkungen der Entdeckungen auf die einfache Bevölkerung zu verdeutlichen, zeigt der gesellschaftspolitisch blinde Forscher ebenfalls kein Einfühlungsvermögen und ist sich keines Konfliktes bewusst.
Ein weiterer Beleg für Galileis Kurzsichtigkeit ist sein Verhalten gegenüber Vanni in Bild 11, als er abermals seine „Freunde nicht von [seinen] Feinden (S.101u) zu unterscheiden vermag. Galilei, der sich „nicht als Flüchtling“ (S.101m) sehen kann, schlägt hier das Angebot Vannis aus, mit dessen „Reisekutsche und Pferde[n]“ (S.101m) von Rom nach Venedig zu fliehen, wo keine Gefahr von den „Schwarzröcke[n]“ (S.101m) ausgeht. Ganz offensichtlich wird Galileis Sturköpfigkeit, auch gegenüber seinen Gegnern, am Ende des Dramas. Nachdem Galilei durch den Kardinal -und späteren Papst- Barberini zuvor aufgefordert wurde, seine Forschungen und Erkenntnisse für sich zu behalten, widersetzt Galilei sich dieser Forderung, als er die unter Geheimhaltung geschriebenen Discorsi schließlich mit Hilfe Andreas über die Landesgrenze hinaus publik macht.
Die hier genannten Auszüge aus der Handlung des Buches verdeutlichen, dass Galilei sich tatsächlich nicht nur im vorliegenden Textauszug den Ratschlägen seiner Freunde, bzw. den Aufforderungen seiner Gegner widersetzt, sondern dass dies ein durchgängiger Charakterzug von ihm ist.
- Navigation
- Galileo Galilei
- Brechts Galilei
- Erfolgreiche Klausur